13 Oktober, 2009

Deutsche Steuerprogression - je mehr du hast, desto mehr bleibt dir!


Wir kennen sie alle - die Steuerprogression. Vom ersten Euro (naja, eigentlich dem 7.834sten) nemmt uns der Staat 14 Prozent weg und dann, nach und nach immer mehr, bis wir ab dem 52.552sten Euro immerhin 42 Prozent abgenommen bekommen.
Das obige Diagramm (erstellt vom Steuerrechner des Bundesfinanzministeriums, sozusagen amtlich) zeigt es auf eindrucksvolle Weise.

Besonders die 35 Prozent der Vielverdiener in Deutschland, also all jene, die eine Regel gefunden haben, die restlichen 65 Prozent für sich arbeiten zu lassen, stöhnen immer wieder laut und wortgewaltig über diese Regel der sozialen Umverteilung.
"Dies gelang ihm vor allem mittels einer fabelhaften Ausweitung der Besteuerungszone, nicht zuletzt durch die Einführung der progressiven Einkommensteuer, die in der Sache nicht weniger bedeutet als ein funktionales Äquivalent zur sozialistischen Enteignung, mit dem bemerkenswerten Vorzug, dass sich die Prozedur Jahr für Jahr wiederholen lässt ..."
Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk geriert sich hier als Wortführer dieser Klasse und bringt deren Gedanken wortgewaltig zur Kenntnis. Er wie alle anderen der reichen Systemverlierer empfehle ich aber mal einen genaueren Blick auf die oben gezeigt Graphik.

Was man da zur Ansicht bekommt, mag vordergründig bedeuten, dass je mehr man verdient umso mehr an Steuern abführen muss. Ein zweiter Blick entlarft diese These aber als falsch. Denn die Kurve zeigt hingegen folgendes: Der Akkumulationsschritt vom ersten zum zweiten Euro (ab dem 7.834sten) ist wesentlich höher als jener vom 52.552 zum 52.553 Euro. Es werden also all jene "bestraft", die, über eine Grundsicherung hinaus, mehr verdienen wollen. Und wer mehr als 52.553 Euro verdient, gewinnt mit jedem Euro darüber sogar absolut mehr als jeder Kleinverdiener unter dem 52.552 Euro.

Und dank kalter Progression kommt man Jahr um Jahr mehr in diesen Genuss, vorausgesetzt, man gehört zu den 35 Prozent der Spitzenverdiener.

Was also sagt uns das? Der große Prozentsatz der Minderverdiener wird steuerlich ordentlich rangenommen, zwar nicht absolut, aber progressiv zur Möglichkeit, mehr zu verdienen. Die Spitzenverdiener hingegen dürfen, widerum nicht absolut, sondern progressiv, verschnaufen und sich am Zugewinn an der Spitze erfreuen.

Das hat natürlich Methode, und zwar, hier wieder ganz "Staat", eine erzieherische: Strebe zur Leistung und du wirst belohnt werden. Also hiermit meine herzlichsten Grüße an die Schwätzer der FDP: Leistung hat sich schon immer gelohnt. Die Leistung, andere für sich arbeiten zu lassen. Sic!