14 Juli, 2009

Qiji - Ausweg aus der Krise



Ach ja, die Krise. Was ist einer heute eigentlich noch ohne eine eigene Krise.

Früher war es die Beziehungskriste oder die Ehekrise, die einem im sicheren und also langweiligen Leben den rechten Kick gab, oder, wers sich leisten konnte, eine ausgewachsene midlive crises, die einen hinaus trieb in die unbekannte Welt und bevorzugt in unbekannte Betten.

Heute braucht es schon eine ausgewachsene Wirtschaftskrise, Finanzkrise oder am besten gleich Systemkrise. Erst mit einer saftigen Krise spürt man so richtig, dass das Leben nicht aus (wahlweise) Lebensversicherung, Einfamilienhaus, Porsche, Karriere oder eben aus allem zusammen besteht.

Die angehäuften Millionen der vergangenen acht Jahre nach der letzten Blase, pardon, Krise hatten ja auch ein bisschen ihren Sinn verloren.

Systemkrise

Überhaupt, der Sinn. Mit dem Sinn ist es ja so eine Sache. Wenn sich der Sinn nicht so recht einstellen will bei einer Sache, dann liegt das zuweilen am Gesamtsystem. Weil man als kleines Rädchen im Getriebe aber besagtes System nicht so einfach überblicken und mithin verstehen kann, so gerät man schnell in eine Verständniskrise. Das ist schlecht für den einzelnen, aber nicht systembedrohend.

Frühere Fälle dieser Art hießen dann Gotteslästerung und wurden an zentraler Stelle mithilfe von Gottesbeweisen oder in manchen Fällen mit Hexenverbrennungen gelöst. Oder sie hießen Terrorismus, wurden mit Notstandsgesetzen und in Einzelfällen mit Stammheimprozessen bereinigt.

Heute ist das etwas anderes. Seit kurzem ist es nicht mehr der Einzelne, dem der Sinn der ganzen Veranstaltung abhanden gekommen, sondern dem System an sich. Das nennt man dann eine Systemkrise. Aber genau da beginnt das Problem: Weil das kleine Rädchen, dass wir doch alle irgendwie sind, schon rein systemimmanent nicht in der Lage ist, das ganze System zu verstehen, geschweige denn, einen Sinn darin zu entdecken, ist die Systemkrise automatisch eine Existenzkrise - zumindest per Definition.

Also blasen wir (oder unsere Stellvertreter) in das System einfach immer mehr Sinn (und ihn stellvertretenden Geld) hinein, in der Hoffnung, dass damit das System wieder in Schwung käme, mithin wieder einen Sinn bekomme und so die Krise überwunden werden könne.

Mich erinnert die Vorgehensweise etwas an den Versuch, einen schwarzen Zwerg so lange mit Masse zu befüttern, bis er wieder als Sonne zu leuchten beginnt. Was bei einem Lagerfeuer funktionieren mag, muss dies noch lange nicht bei einer verglühenden Sonne.

Qiji - Ausweg aus der Krise

Die Japaner hatten uns Abendländern ja schon immer viel voraus. Sie zelebrierten schon den Tee, als wir hier noch nicht einmal das Bier kannten. Sie wandelten unter Schirmen, als wir Europäer noch barhäuptig im Regen standen und, ja, sie kennen die Finanzkrise schon seit gut und gerne 15 Jahren und haben gelernt, damit kreativ und gelassen zu leben.

Und weil ein kluger Mensch erst einmal versucht, sein Problem in Worte zu fassen, schrieben die Japaner einfach die klugen Worte (oder Zeichen) "Qiji" auf, was so viel (oder so wenig ) wie "Ausweg aus der Krise" heißen soll, und meditieren fürderhin über deren tieferen Sinn.

Und weil meditieren auch in unseren Breitengraden seit den frühen 70ern ein beliebtes Mittel ist, die eigenen Krisen zu überwinden, sei diese Methode von mir ausdrücklich all jenen angeraten, die zur Zeit meinen, mit viel Wortgeklingel und Säbelgerassel das Gespenst der Krise verjagen zu können.