23 Dezember, 2009

Ebay war gestern

3 - 2 - 1...und wieder nix!
Wer kennt nicht das Gefühl der Ohnmacht, das sich einstellt, wenn sich nach stundenlangem Bieten und ungeduldigen Warten das letzte mal die Webseite schleppend langsam aufbaut und einem hämisch entgegnet: "Sie wurden überboten".
Dieses Gefühl, wenn man auf den Bildschirm starrt, in der Hoffnung, einen für ein zufriedenes Leben wahrlich unwichtigen, aber für den Augenblick der höchsten Gier existentiellen Gegenstand NICHT ergattert zu haben.
Im gleichen Moment sackt irgendwo auf dieser Welt an einem anderen Tisch, vor einem anderen Bildschirm ein anderer Mensch genießerisch seufzend in seinen Stuhl zurück, in dem Wissen, nicht nur seine Gier nach einem unnötigen Gegenstand gestillt, sondern auch einem anderen diesen Gegenstand vor der Nase weggeschnappt zu haben.
Das ist die kleine, niedere Welt von Ebay und seinen Getreuen...Und das war gestern.



Wer den wahren Nervenkitzel sucht, sollte sich also neuen Abenteuern zuwenden. Wie wäre es da mit zoll-auktionen.de? zoll-auktion.de wird in Insiderkreisen bereits als ernstzunehmende Konkurrenz zu Ebay, Hood und Co. gehandelt. Hier, auf zoll-auktionen.de, findet der Konsument mit einem Hang zu Halbwelt, Schmuggel, Kleinkriminalität und Steuerhinterziehung ein Betätigungsfeld der besonderen Art.
Alle, die auf zoll-auktionen.de einen kostengünstigen und zeitgemäßen Umschlagplatz für Drogen, Waffen, exotische Tiere oder Damen vermutet, werden sich jedoch getäuscht sehen. Auf dem deutschen Gegenstück zu Ebay herrschen urdeutsche Verhältnisse.
Nicht nur ist vor der ersten Gebotsabgabe eine verbindliche Registrierung mit Namen und Anschrift beim deutschen Zoll fällig, sondern "Die sich aus der Versteigerung der Sachen ergebenden Rechtsbeziehungen entstehen zwischen Anbieter und Bieter/-in."

Und wer sind die Anbieter? "Die Anbieter sind von Zoll-Auktion zugelassene Behörden und Institutionen von Bund, Ländern und Gemeinden sowie sonstige öffentlich-rechtliche Körperschaften, Anstalten und Stiftungen, soweit diese im Rahmen der ihnen gesetzlich übertragenen Aufgaben tätig werden."
Das klingt wohlgeordnet und läßt vermuten, dass man weder um seine Waren geneppt noch um den Kaufpreis betrogen wird.

Dennoch - für Spannung ist gesorgt. So heißt es in den Versteigerungsbedingungen ganz amtsdeutsch: "Über Zoll-Auktion werden bewegliche Sachen öffentlich versteigert, die entweder a) gepfändet, sichergestellt oder beschlagnahmt wurden oder b) ausgesonderte Gegenstände des Verwaltungsgebrauchs sind. Diese sind als "Privatrechtliche Auktion" besonders gekennzeichnet."
Was aber verbirgt sich hinter Sachen, die "gepfändet, sichergestellt oder beschlagnahmt " wurden? Vielleicht doch Schmuggelware und Drogen? Weit gefehlt!

Das Warenangebot auf zoll-auktionen.de ist breit gefächert:
Da gibt es zum Beispiel unter der Auktions ID: 173859 in der Charge: OS-STA-OS 238/09 einen "Hummer H2-SUV". 27840 Besucher zählt die Seite, 41 Gebote vereint der gelbe Straßenpanzer mit über 20.000 Euro. Dabei läuft das Gebot zu diesem Zeitpunkt noch 13 Tage und sechs Stunden. Es verspricht also ein interessantes Gebotsrennen zu werden.

Nicht so gut hingegen geht "Auktions ID: 175211 / Charge: MD-ZVS-HAL-68-09-01", ein "Schüttgutwagen Gattung FAC" des Hauptzollamts Magdeburg. Wer mit dem Begriff "Schüttgutwagen" so spontan nichts anfangen kann, dem sei hier geholfen: "4-achsiger Güterwagen der Sonderbauart mit dosierbarer Schwerkraftentladung (Schotterwaggon)."
Das Startangebot liegt bei 8.000 Euro, Gebote liegen aber noch nicht vor. Vielleicht ist ja die kstenlose Dreingabe schuld: "Der Waggon ist mit ca. 50 t Neuschotter beladen (siehe Gutachten) - kann auf Wunsch am Standort entladen werden." Sehr tröstlich!

Aber auch für den kleinen Mann oder die kleine Frau hat zoll-auktion.de etwas im Angebot: Zum Beispiel hat "stricklieselomi" eine "Winterjacke gewachsenes Merinofell" für bescheidene 400 Euro gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest erboten. Das die Ware "Lagerspuren" aufweist, scheint "stricklieselomi" entweder nicht zu stören oder sie hat es überlesen.

Dafür hat "maddox79" eine 100cl große "Flasche Danzka Vodka red-" für schlappe 8,50 Euro vom Hauptzollamt Heilbronn erstanden. Die verbeulte Blechflasche wird ihn gewiss über den herben Verlust seiner guten Euros hinweghelfen. Vier Gebote gab es für den Trunk, 812 weitere Besucher wollten ihr Geld hingegen für Besseres ausgeben.

Es ist viel los auf zoll-auktion.de: Bücher, Haushaltswaren, Kosmetika, Teppiche oder Werkzeuge und Maschinen - es ist erstaunlich, was sich alles auf zoll-auktion.de verhökern läßt. Nach einem kleinen Überblick über die aktuellen Bestände der Auktionsplattform mache ich mir keine Sorgen mehr, dass die aktuell auflaufenden Staatsschulden nicht im kürzester Zeit beglichen werden könnten.