25 Mai, 2010

Streubomben der taz

Die taz, so weiß man im Land, ist eine linke Tageszeitung. Links, so heißt es im Volksmund, setze sich für die Armen und Benachteiligten ein. So auch die taz: "Handicap International und die taz veranstalten einen journalistischen Wettbewerb für Jugendliche zum Thema Streubomben in Laos..."

Und:
"Wenn Du 15 – 19 Jahre alt bist und Dich für journalistisches Arbeiten begeisterst, gehörst Du zur Zielgruppe des Jugendprojekts Laos: Die taz und Handicap International schreiben einen Wettbewerb zum Thema Streubomben in Laos aus, dessen erster Preis in einer Reise in das Land besteht!,.."

Wer hier stutzt und sich fragt, wie ein 15-jähriger vernünftig über Streubomben in Laos schreiben soll, kann sich entspannt zurücklehnen. Auch alte Hasen in dieser Branche machen sich heute nicht mehr Mühe, ein Thema gründlich zu recherchieren und dürften über den Wissensstand eines 15-jährigen kaum hinauskommen.

Wenn der 15-jährige also sein Nichtwissen gekonnt in einem Artikel kaschiert hat und dafür mit einem Preis der taz bedacht wurde, bekommt er immerhin die Möglichkeit, seinen Fehler wieder gut zu machen, denn:

"Was sind die Preise?

1. Preis ist eine Reise mit einem Team von Handicap International und dem taz-Autoren und Schriftsteller Andreas Zumach nach Laos. Termin der Reise im Herbst 2010. Die Veranstalter bemühen sich dabei, die Herbstferien des/der GewinnerIn zu berücksichtigen. Auf dem Programm steht die Besichtigung von Projekten, in denen Munitionen aus Streubomben geräumt und Opfern geholfen wird. Du hast hier die Möglichkeit, einen blog über Deine Reise zu verfassen, den wir auf taz.de veröffentlichen. In Absprache mit der taz-Redaktion wird auch Dein preisgekrönter Beitrag in der taz veröffentlicht!"

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Kleiner Einschub: Ein Privileg der Armen und Benachteiligten ist, trotz geringerer Bildung eine Chance zu bekommen, sich und ihre Anliegen zu artikulieren. Das macht dann in der taz ein "Autor": Wer der deutschen Sprache mächtig ist, weiß, dass "Autor" folgendermaßen dekliniert wird: Der Autor, des Autors, dem Autor, den Autor , die Autoren, der Autoren, den Autoren, die Autoren.
Der taz scheint diese simple Regel nicht bekannt. Dort kann der jugendliche Preisträger mit "dem taz-Autoren" nach Laos düsen. Nein, liebe taz: "dem taz-Autor" heißt es, auch für eine linke Tageszeitung.
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Der Gewinner des ersten Preises bekommt also die Chance festzustellen, dass er einer großen, alternativen PR-Maschinerie auf den Leim gegangen ist. Er wird es aber sicher nicht wahr haben wollen, den schließlich wird seine zarte jugendliche Eitelkeit auf allen Ebenen gesalbt und gestreichelt: "Du hast hier die Möglichkeit, einen blog über Deine Reise zu verfassen, den wir auf taz.de veröffentlichen. In Absprache mit der taz-Redaktion wird auch Dein preisgekrönter Beitrag in der taz veröffentlicht!" Ein bisschen Arbeit kostet das ganze natürlich schon. Den Nutzen davon hat ausschließlich der Verlag!

Was aber geschieht mit den anderen guten Beiträgen? Hier geht die taz schon wesentlich direkter zur Sache:

"2. Preis ist ein Praktikum in der taz-Redaktion in Berlin. Zeitpunkt und Länge des Praktikums richten sich nach Deiner Abkömmlichkeit von der Schule bzw. können nach Deinem Schulabschluss vereinbart werden.

Der 3. Preis ist die Teilnahme an einem 4-tägigen taz Panter Workshop der taz Akademie, auf dem du zusammen mit 19 anderen TeilnehmerInnen vier Sonderseiten in der taz produzieren kannst."

Na also: Arbeit ist ein rares Gut. Das soll sich wieder lohnen, sagt auch die taz. Wer sich also genug anstrengt und sich schön vor den PR-Karren spannen läßt, darf dann auch noch für das links-alternative Blatt drei Monate oder alternativ für vier Seiten kostenlos schuften.

Na, hoffentlich gibt es im Anschluss wenigstens ein kostenloses Probeexemplar zum mit nach Hause nehmen.