28 Januar, 2010

iBILD - Geld macht lustig

Der Axel Springer Verlag hatte in den 40er Jahren die größte Scherzattacke Deutschlands gestartet und 60 Jahre später kann Kai Diekmann, der größte Zyniker des Landes noch vor Harald Schmidt und Angela Merkel, die neueste Auflage dieses schlechten Scherzes präsentieren: Die Bildzeitung auf dem iPhone:



Dank 8 Millionen Analphabeten, die immerhin am Kiosk noch den Satz "Die Bild" hervorstammeln können, hat der Verlag immerhin die Spitzenposition in Auflage und Umsatz in Deutschland erringen können. Ob er dank iPhone auch die restlichen tausend Analphabeten in den Chefetagen erreichen wird, ist ein Versuch, den man sich erst einmal leisten können muss. Bild kann es.

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich der gestresste Manager im Fond einer Luxuslimusine oder in der Businessclass einer Airline zurücklehnt, das Handelsblatt gelangweilt in den Aktenkoffer stopft und sich der unterhaltsamen Lektüre dieses Qualitätsblattes zuwendet.
Bild verspricht dem Käufer dieses "Gadges", wie Wegschmeißprodukte heutzutage heißen, den vollen Überblick. Vermutlich wird der gestresste Manager aber eher diesen Anblick erhaschen:




Schließlich ist Bild dafür berühmt, die größten Schlagzeilen des Landes zu drucken. Auch wenn das Tabloidformat den Ruf schon etwas geschrumpft hat, passen auf eine Zeitungsseite immernoch maximal 8 Wörter drauf.
Warum sollte es dem iPhone also anders ergehen?

Bild wird es also auch diesmal schaffen, zwei Gegensätze für sich zu vereinen: Sex und Crime, Nachrichten und Lügen, Bild und iPhone. Das ist eben Bild.

20 Januar, 2010

Soli-Zwang

Die Deutschen denken, sie könnten die Solidarität verstaatlichen.
Welch ein Irrtum!
Solidarität entsteht nicht in den Menschen, nicht für sie, sondern zwischen ihnen.

13 Januar, 2010

Rätselhafter Verfolgungswahn - Aus dem Inneren eines Überwachungsstaates

Deutschlandradio bietet auf seiner Webseite neben vielen Informationen auch viele Sendungen als Podcasts an, unter anderem seine Features.
Vorgestern lief um 19:15 Uhr das Feature "Kafka, Kanzler und da knackt nichts - Aus dem Inneren eines Überwachungsstaates".

Das Thema ist brenzlig.
Die Ankündigung auf der Webseite lautet dazu folgendermaßen:
"Ein junger Mann erfährt durch eine Panne bei seinem Mobilfunkbetreiber, dass er von Verfassungsschutz und BKA abgehört wird. In einer Zeitung, der Polizisten die Abhörprotokolle verkauft haben, liest er ein Gespräch seiner Freundin im Wortlaut. Die Schlagzeile, seine Verhaftung als angeblicher Gründer der terroristischen Vereinigung "Militante Gruppe" stehe unmittelbar bevor, lässt ihn wochenlang bei jedem Geräusch hochschrecken.
Nach sieben Jahren vergeblicher Bemühung um Aufklärung, nach Hausdurchsuchung und schließlich doch noch erfolgter Verhaftung zieht das Bundesverfassungsgericht eine Grenze. Der "Terrorist" erhält Akteneinsicht, das Verfahren wird eingestellt. Obwohl die Geheimdienste sich der Aufklärung verweigern, lässt sich die paranoide Geisteshaltung der Ermittler anhand ihrer eigenen Aufzeichnungen nachvollziehen. Ist das ein seltener Glücksfall? Oder ist es ein Unglücksfall - weil alles andere als selten? In Deutschland wird 30-mal mehr abgehört als in den USA."
Ein interessanter Beitrag, denke ich mir und bin überglücklich, dass man das Manuskript herunterladen kann. Gesagt, getan.
Besser wäre es aber, das Feature in Gänze nachhören zu können. Glücklicherweise bietet Deutschlandradio seine Beiträge als Podcast an - der Hörer zahlt das ja auch mit seinen GEZ-Gebühren.
Flugs rechts am Seitenrand geschaut in der Rubrik "AUDIO ON DEMAND". Aber schade, da stehen nur ältere Beiträge: "Im Wegschauen vereint", "Das Licht der Dunkelheit" und "Überzählige - ARGE-Erfahrungen" bieten dem Gast einen Hörgenuss. Warum aber nicht "Aus dem Inneren eines Überwachungsstaates"? Ärgerlicher Fehler oder Absicht?

Ein prüfender Blick auf Google bestärkt meinen Verdacht:
Auf die Suchanfrage "Kafka, Kanzler und da knackt nichts - Deutschlandfunk - Programmtipp" kommt als Treffer:
"Kafka, Kanzler und da knackt nichts -Langfassung. MP3 |; Flash. Sendezeit: 12.01.2010, 19:15. "Kafka, Kanzler und da knackt nichts" ... www.dradio.de/dlf/programmtipp/dasfeature/1067847/"
Da steht es - eindeutig - unleugbar: Kafka, Kanzler und da knackt nichts -Langfassung. MP3 |; Flash

Meine Phantasie beginnt zu rasen. Vor meinem inneren Auge spielen sich Schreckensszenarien ab: Programm abgesetzt, Redaktion von Hundertschaften gestürmt, Redakteure verhaftet, Server beschlagnahmt! Ganz klar: Der Überwachungsstaat hat sich verraten....

Und dann doch: Plötzlich taucht er auf, der heiß ersehnte Link, versteckt in den tiefsten Kellern der Deutschlandfunk-Archive: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/01/12/dlf_20100112_1915_35733235.mp3

Also doch kein Überwachungsstaat - oder doch?
http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/dasfeature/1067847/

07 Januar, 2010

Perlen der Wahrheit: Die Trennlinie zwischen Geringschätzung und Missachtung

Und wieder findet sich in den Weiten des Web eine Perle der Wahrheit:
"Anständig sind Mindestlöhne in der Regel nicht, sie markieren nur die Trennlinie zwischen Geringschätzung und Missachtung."
Es geht um die kürzlich vereinbarten "angemessenen" Vergütungsregeln für Journalisten an Tageszeitungen. Dieser Satz birgt so viel Schönheit in sich, dass ich ihn unkommentiert lassen will. Einzig den Zusammenhang, aus dem er stammt, will ich anfügen.
Hätte statt des Begriffs „angemessen“ der Begriff „Mindestlohn“ in den Vergütungsregeln gestanden, wäre gegen eine Festlegung gewisser Untergrenzen nichts einzuwenden gewesen. Aber „angemessen“ heißt eben „genau richtig“, „gerecht“, „anständig“. Und „anständig“ sind Mindestlöhne in der Regel nicht, sie markieren nur die Trennlinie zwischen Geringschätzung und Missachtung.
Morio dictus erat.

05 Januar, 2010

Freiheit auf eigene Faust

Das ist der Weisheit letzter Schluß,
nur der verdient sich Freiheit und das Leben,
der täglich sie erobern muss.

Goethe, Faust II